Digital und naturverbunden zum 2. Platz beim Deutschen Kita Preis
Bereits zum zweiten Mal in Folge konnte eine AWO Kita aus Gießen den 2. Platz beim Deutschen Kita Preis erreichen.
Die AWO Kita Rödgen hat 2022 teilgenommen und die Jury sehr überzeugt. Dabei spielte auch die Verzahnung zwischem dem Einsatz von digitalen Medien wie Tablets, welche im Rahmen des "DigiKita"-Projekts eingeführt wurden, und der in Rödgen mit viel Überzeugung gelebten Naturpädagogik eine große Rolle.
Das Projekt "DigiKita" der AWO Gießen
Bereits lange vor der aktuellen Diskussion um digitale Ausstattung von Kitas und Schulen haben wir im Fachbereich Kinderbetreuung damit begonnen uns Gedanken um eine Nutzung digitaler Medien in den KiTas zu machen. Ende 2018 wurde der Projektplan mit den Kita-Leitungen aufgestellt und von der Geschäftsführung als ein Prio-Thema unterstützt.
Für 2019 planten wir im Fachbereich Kinderbetreuung die Einführung des Einsatzes „Digitaler Medien“ für:
a) den pädagogischen Einsatz in der kreativen Gestaltung der Kinderbetreuung
b) die Gestaltung der Portfolios mit den Kindern in der Gruppe
Die Implementierung sollte in Phasen verlaufen:
1. Ausstattung: Information über und Anschaffung von Tablets
2. Ausprobier- und Kennenlernphase: exemplarisch in den Kitas sollten die Tablets genutzt werden, Mitarbeitende die dazu einen Bezug haben, die Lust haben digitale Medien einzusetzen sollen ausprobieren; Schulungsbedarfe sind zu ermitteln und Schulungen anzubieten
3. Eltern einzubeziehen
4. In den pädagogischen Alltag für alle Kinder integrieren
Mit einem Projektplan machten wir uns auf den Weg alle relevanten Zielfelder zu beleuchten:
Finanzen: was brauchen wir? was sollen Tablets leisten? wie viele pro KiTa? wie ist die Ausstatuung der KiTas mit WLAN? woher bekommen wir finanzielle Unterstützung (Spenden, Projektmittel) ...
Mitarbeitende: wer hat schon Vorkenntnisse? wer hat Lust an einer AG teilzunehmen? wie können wir einen internen Austausch herstellen? was benötigen wir an externem Expertenwissen? ...
Prozesse: wo ist der Einsatz digitaler Medien pädagogisch sinnvoll, unterstützend, zukunftsweisend? wo müssen wir welche Regeln einführen? wo sind die Grenzen? ...
Kinder / Eltern: wie informieren wir die Eltern? wie beziehen wir sie ein? welche Ängste müssen wir aufgreifen? welche Anwendungen sind für welche Altersgruppen geeignet, interessant und förderlich? ...
Im Mai 2019 gründeten wir eine AG mit Mitarbeitenden aller AWO Gießen KiTas und entschieden, dass wir das Projekt gleichzeitig in allen KiTas starten wollen und auch alle Gruppen mit einem Tablet ausgestattet werden sollen. Denn nur ein leichter Zugang gewährt dann auch eine alltagliche Nutzung - denn je länger wir uns mit dem Thema befassten, um so mehr waren wir von der gezielten Nutzung digitaler Medien im Kita-Alltag überzeugt.
Bis wir allerdings ganz praktisch in den Gruppen starten konnten vergingen noch einig Monate - nicht tatenlos, aber z.T. auch mit Arbeiten, die wir in der ersten Planung nicht im Blick hatten.
Ein ganz besonders zeitintensives Thema wurde die Herstellung der flächendeckenden digitalen Infrastruktur (WLAN, Router, Leitungen, Drucker etc.) in allen KiTas und deren Räumlichkeiten. So konnten wir erst Anfang 2020 mit der "Auslieferung" der ersten Tablets in KiTas beginnen. Dann aber wurde die Bedeutung und die Nutzungsmöglichkeiten der digitalen Medien durch die beginnende Pandemie und die KiTa Schließung unübersehbar und die Mitarbeitenden konnten ganz praktische Erfahrungen in den Chancen der digitalen Kommunikation mit den Eltern, mit den Kindern zu Hause, mit den Kolleg*innen in der anderen Gruppe erproben und Spaß dabei entwickeln.
So entstanden viele Videos aus der KiTa für die Eltern, Coronainformationen konnten schnell aus jeder Gruppe transportiert werden.
In der Folgezeit wurden viele Ideen zur Nutzung durch die Mitarbeitenden entwickelt und umgesetzt - es wurde die Kita Info App implementiert, zahlreiche Teamfortbildungen durchgeführt, Dokumentationswerkzeuge für Portfolios und andere Themen erstellt, mit den Kinder und sich selbst experimentiert und immer wieder Neues entdeckt und dabei immer auf den Ausgleich zwischen digitalen und alltaglichen analogen Erlebnis- und Lernräumen für die Kinder geachtet.
Wir sind erst am Anfang, aber auf einen guten Weg und werden täglich mit den Kindern dazu lernen und so eine weitere Lernwelt in der frühkindlichen Erziehung und Betreuung mit Leben füllen und für die Zukunft erobern.
Dazu erhalten wir nun auch noch wissenschaftliche Unterstützung. In einer Kooperation mit Prof. Dr. Norbert Neuss vom Fachbereich Erziehungswissenschaften - Pädagogik der Kindheit an der Justus-Liebig-Universität Gießen werden uns Student*innen mit Masterarbeiten in der Evaluation begleiten.